Von der Nacht sind noch Reste geblieben, vereinzelte dunkle, konturlose Flecken, sie zerstreuen sich im Morgenlicht und laufen im Ungefähren aus, wie eine Ordnung, die sich verschwendet und aufgebraucht hat, weil eben immer, was eine Ordnung ist, hin zur eigenen Auflösung will.
Die Stadt erwacht langsam, bedächtig, ein ungeformter Körper, der sich dehnen und in alle Richtungen ausbreiten muss, um zu seiner Größe zu finden und zu seiner Stofflichkeit. Die Grenzen sind um diese Zeit noch nicht festgeschrieben, auch die Orientierung ist eine andere, intuitiver und dem Spiel von Licht und Schatten folgend, ich finde meine Wege wie die Hunde, der Nase nach. Streife zufällig an einen anderen, teile eine flüchtige Begegnung und einen Moment, der sich zeitlos anfühlt und so, als könnte er sich heraushalten aus der Geschichte, als hätte er mit ihr nichts zu tun.
In jahrelang eingeübten Gesten werden Eisengitter nach oben gezogen, Läden hochgeklappt, Türen und Fenster geöffnet, sorgsam und beinahe andachtsvoll werden Straßen und Gehsteige gekehrt, um Platz zu machen für den Abfall des Tages, für alles, was heute nicht mehr gebraucht und morgen schon verschwunden sein wird, während der Tag mich widerstandslos aufnimmt und die Stadt an ihrer nie zu vollendenden Form schreibt. (...)